Battert 10./11. Mai 2014: Einsteigerkurs Alpinklettern

01_IMG_0006-1_WEBMit drei Trainern (Martina, Günter und Sebastian) und fünf Teilnehmern (Stefan, Caro, Petra, Ingo und Kristiane), besten Wetterbedingungen (Sonne, Regen, Sturm, Kälte) und einem wunderbar alpin abgesicherten Klettergebiet, dem Battert, hatten wir die besten Bedingungen für den Kurs.

Da die Kursvoraussetzungen nicht von allen Teilnehmern erfüllt wurden, wurde der Kursinhalt ein wenig angepasst, so dass alle Spaß hatten.
Los ging´s gleich am Parkplatz. Der Battert ist ein großes Felsgebiet, bei dem das Auffinden der einzelnen Massive schon eine Herausforderung für sich ist. Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt, bekamen unterschiedliche Kletterführer in die Hand gedrückt und durften ihre jeweiligen Felsmassive und dort den Einstieg gleich selbst suchen. Bereits nach wenigen Minuten waren die Gruppen vollständig zerstreut. Zwei Teilnehmer untersuchten eine Schutzhütte als markanten Punkt und diskutierten darüber, zwei andere schlenderten entspannt erst einmal Richtung Felsen und Stefan war auf der Suche nach seinem Einstieg nicht mehr sichtbar. Trotzdem lösten alle die Aufgabe gut. Dabei wurden auch schon die Unterschiede der verschiedenen Kletterführer und deren Qualität deutlich.
Da es kalt und sehr stürmisch war, wurde die nächste Aufgabe gleich mit Klettern verbunden. Die Trainer stiegen vor und sicherten die Routen (III und IV) selbst ab. In den Routen gibt es dort nur wenige Haken, aber sehr gute Möglichkeiten für mobile Sicherungen. Die Teilnehmer stiegen nach lernten und vertieften die Kommandos, übten die Verständigung bei starkem Wind und Standplatzbau. Beim Nachklettern der Routen sollten die Teilnehmer entscheiden, ob sie sich den Vorstieg mit bereits gelegten Sicherungsmitteln zutrauten. Dass die Route dann noch frisch in Erinnerung war, stärkte das Vertrauen zusätzlich. Beim Abseilen wurden noch Tipps und Tricks ausgetauscht und ab ging es in die zweite Runde.
Gegen Mittag tragen sich alle, um ein bisschen im Windschatten zu sitzen, Erfahrungen auszutauschen und die nächste runde zu besprechen. Da das Wetter sehr unbeständig war, wurde der ursprüngliche Plan, dass jede Gruppe auch eine Mehrseillängenroute in Angriff nimmt, aufgegeben. Stattdessen wurden die Einheiten Standplatzbau, Abseilen, Kommandos und Legen von mobilen Sicherungsmitteln an weiteren Routen vertieft.
Der Battert hat den großen Vorteil, dass man auf den Ausstiegstürmchen sehr schön auf andere Massive und deren Routen schauen und die Kommunikation anderer Teams wunderbar mithören kann. Besser als Fernsehen. So sahen wir eine unserer Gruppen, die ihre Routenführung als „leicht“ bezeichnete, fröhlich bei einem deutlichen Umweg im Fels. So konnten wir von den anderen auch eine Menge schöner Fotos schießen.

Das unbeständige, stürmische Wetter führte zu einigen sehr „lebensnahen“ Situationen im Fels, die die Teilnehmer bewältigen mussten:

  • Schnelles Abseilen im Regen und dabei immer gesichert sein.
  • Retten der mobilen Sicherungsmittel, die noch in der Wand des Aufstiegs steckten, beim Abseilen im Regen, wobei die Abseilpiste auf der anderen Seite lag
  • Retten der beim Retten Teil 1 vergessenen Sicherungsmittel
  • Seilwurf bei Sturm (Seil unten, aber auf der falschen Seite, beim Hochziehen steckte es fest)
  • Verständigung bei Sturm und ohne Sichtkontakt 

Auch interessant war: Der Haken am Ausstieg ist am Battert nicht immer der Abseilhaken. Erkennen, dass man dort zwar bequem abseilen, das Seil aber dann nicht mehr abziehen kann, war eine Sache. Suchen und Finden des Abseilhakens und Lösen der Frage: „Wie komme ich dahin und bin jederzeit gesichert?“ eine andere.
Kurz: Unsere Teilnehmer waren voll beschäftigt. Und sie waren auch bis in die Fingerspitzen motiviert. Und so passierte es dann:

Der erste Dopingfall:

Caro. Unser Nachwuchs. Tapfer hatte sie sich trotz Halsschmerzen zum Kurs begeben, bewaffnet mit einer großen Flasche Supertropfen. Wurde am Vormittag nur ab und zu eine kleine Menge eingenommen, so steigerte sich Caro am Nachmittag stetig. Die Einnahmeabstände wurden kürzer. Deutlich kürzer. Am Einstieg, nach der Route wieder, und dann geschah es: Martina und Stefan waren schon am Gipfel, Caro stieg nach. In einer unglaublichen Geschwindigkeit. Martina kam mit dem Nachsichern gar nicht mehr hinterher. Das Ausstiegsplateau oben war recht eng, links und rechts ging´s steil hinunter. Stefan und Martina hatten für Caro schon einen Platz geschaffen, wo sie zwischen beiden gut und sicher vorbei kam. Oder besser: vorbei gekommen wäre. Denn Caro stürmte oben links direkt an der Steilkante an Martina vorbei, rammte diese auch ganz ordentlich (nicht zu vergessen: Martina sicherte Caro…), Stefan fing Martina auf und staunend beobachteten sie Caro, die sich erschöpft auf den Fels fallen ließ und erst einmal ihre Tropfen zückte. Selbstsicherung einhängen? Nein, erst die Tropfen. Aha. Danach, mit leicht verklärtem Blick, war Caro wieder ansprechbar, hängte sich ein und seilte ab. Was auch immer in diesen Tropfen war – abends hatte Caro Fieber und Schüttelfrost und musste mit einer Hühnersuppe und vielen Decken ins Bett gesteckt werden. Am nächsten Morgen ging´s ihr aber wieder besser. Und die Tropfen standen (inzwischen gut geleert) am Frühstückstisch.

Da wir bei dem Wetter alle abwechselnd nass und dann vom Sturm wieder trocken gepustet wurden und es auch noch ziemlich kalt war, war Caros Durchhaltevermögen schon bewundernswert.

Alles in allem war der erste Tag gut ausgefüllt und als es dann endgültig anfing zu regnen, konnten wir ruhigen Gewissens das nächste Cafe aufsuchen.

Übernachtet haben wir im Naturfreundehaus Badener Höhe. Es liegt weit ab von erkennbaren Straßen (ein echtes Naturfreundehaus eben) mit wunderschöner Aussicht auf den Schwarzwald. Die Schnitzel dort sind sehr empfehlenswert, zur Verdauung gibt es recht herben Topinamburschnaps oder Blutwurz.

Am Sonntag war das Wetter noch unbeständiger. Heftiger Regen löste sich mit wirklich sehr kurzen Sonnenlücken ab. Wir fuhren trotzdem nochmal bis zum Parkplatz am Battert und wollten vor Ort entscheiden. Günter stürzte aus seinem Auto, setzte die Mütze auf und schulterte seinen Rucksack mit den Worten: „Die Wetter-App sagt trocken bis 13h- also auf geht´s!“. Genau in diesem Moment begann der nächste Wolkenbruch (Merke: Wetter-Apps sind gut, das aktuelle Wetter beobachten ist auch nicht schlecht) und dann war es klar, dass wir den Kurs abbrechen mussten.

Wir hatten trotzdem viel Spaß im Kurs, die Teilnehmer haben einiges gelernt und wir holen den zweiten Teil sicher nach.

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