Klettern in Spanien vom 30.10. – 08.11.2012

Wie schon im vergangenen Jahr wollten wir zum Ende der Außen-Klettersaison nach Spanien fliegen. Ziel: die Klettergebiete ca. 60km nördlich von Alicante.

Teilnehmer: Elmar und Martina

Erster Tag: Sella, Puig Campan, Espolon Pertemba, 6 SL, V. Keile und Friends zusätzlich nötig. Standplätze eingerichtet.
Am Tag zuvor und in der Nacht hatte es geregnet. Der Morgen jedoch war klar und schön. Als Einstieg in den Kletterurlaub hatten wir uns eine kleine Mehrseillängentour herausgepickt. Der Anreisetag mit dem frühen Aufstehen steckte uns noch in den Gliedern und so frühstücken wir erst mal lange. Bis dann alles gepackt und sortiert war und wir endlich am Parkplatz standen, war es halb eins. Eine halbe Stunde Zustieg gab der Führer an, und die brauchten wir dann auch.
Um ein Uhr stieg Elmar in die erste Seillänge ein. Die Absicherung war alpin, der Routenverlauf als teils schwer findbar angegeben. Die leichteren Stellen gingen häufig durch die Vegetation, was zu einigen Schrammen führte. In der vierten Seillänge, meine zweite, war es dann soweit. Topo, Routenbeschreibung, Fels und Absicherung passten nicht mehr zusammen. Nicht nur ein bisschen nicht mehr, sondern gar nicht. Auch der Schwierigkeitsgrad der Route, die vielleicht zum Verlauf passte, aber nicht zur Beschreibung wich locker mal 2 Grade nach oben ab. Links daneben sollte auch eine schwere Route verlaufen, in die sollten wir nicht geraten. Während ich im glatten Fels an einer Platte hing, kam prompt kalter Wind auf, der die Situation gleich noch dramatischer erscheinen ließ. Schließlich fand ich eine Möglichkeit zu queren und rechts einer Verschneidung voller Büsche waren da auch zwei Reepschnürchen für einen Standplatz. Elmar konnte nachkommen. Von dort aus entdeckten wir einen Stand, der zu unserer Route gehören könnte. Der tatsächliche Verlauf dazwischen blieb jedoch ein Rätsel. Nach einer kurzen Stärkung mit Brot, Wurst und Käse querte Elmar hinauf. Eine weitere Seillänge und eine zusätzliche, im Blockgelände selbst abgesicherte, dann waren wir am Ausstieg. Da dürfte es ca. halb sechs gewesen sein.
Um zum Abstieg zu kommen, mussten wir aber erst noch im Schrofengelände gute 100 Hm hochsteigen. Ohne Weg, mit Kletterstellen I und ein Großteil der Strecke auf Reibungsplatten. Da die Sonne schon langsam unterging, machten wir Tempo. Die Waden wurden ziemlich heiß. Endlich waren wir oben. Elmar deutete nach Osten – da sollte der Abstieg beginnen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Berg trotz der guten Routen nicht ganz so beliebt ist. Grund ist die zum Teil schwere Routenfindung, aber vor allem der Abstieg. Dieser sei sehr „nasty“: lang, unwegsam, sehr heikel und –typisch für den Berg, nicht einfach zu finden. Das haben wir jetzt zu spüren bekommen. Gleich nach ca 15Hm Abstieg, standen die ersten ausgesetzten Kletterstellen I und II an. Alles wie angekündigt ungesichert. Nach einigen weiteren Kletterstellen kam dann die zweite Abseilstelle. Beide Abseilstellen waren ca. III. Grad. Wir haben uns gegen abklettern entschieden und die sichere Variante, abseilen, gewählt. Danach gab es keinen wirklich erkennbaren Weg mehr. Vorhanden sind mehrere schmale Spuren im Gelände, die sich je nach wenigen Metern auf den nächsten Felsblöcken verlaufen. Nach einem kurzen „Verhauer“ hatten wir dann langsam Gespür für die richtige Spur, abwechselnd abklettern und zwei, drei Meter kurz gehen. Es wurde dunkel. Wir hatten nicht bedacht, dass es im Süden eine weitaus kürzere Dämmerung als bei uns gibt. Angenehm war, dass man nun nicht mehr erkennen konnte, wie weit man beim Abrutschen „fliegen“ würde. Unangenehm war, dass wir uns immer links Richtung Bergwand nach unten halten mussten, um dort die dritte und unumgängliche Abseilstelle zu finden. Im blockigen Gelände, irgendwo ein kleines Schnürchen. Und so wirklich gesehen haben wir da schon nichts mehr.
061Inzwischen war es dunkel. Es wurde Zeit, die Stirnlampen auszupacken. Abklettern- feststellen, dass es dann gleich mal nicht weiter geht, wieder hoch, rüber und und ein Stückchen weiter links oder rechts, je nachdem, wieder abklettern. Wir waren extrem konzentriert. Die Stimmung war trotzdem gut. Hatten wir doch zwei klare Ziele: Elmar musste seinem Schwager noch vor 21h gratulieren, sonst war dieser nicht mehr erreichbar (und am Berg war ein großes Funkloch) und ich wollte unbedingt das leckere Hotelbuffet durcharbeiten. Essen gab´s bis 22h. Und so ging es langsam, aber unverdrossen voran. Und plötzlich tauchte eine hübsche rote Bandschlinge in einer perfekten Sanduhr auf. Die Abseilstelle. Uff. Am Wandfuss unten haben wir dann noch ein Weilchen gebraucht, da es dort einfach ein paar Wege zuviel durch Macchia und Wald gab – aber kurz vor 21h tauchten wir aus dem Funkloch auf, dem Schwager wurde rechtzeitig gratuliert und wir bekamen auch noch genug zu Essen. Alles prima.
Nur am nächsten Tag waren wir ein wenig platt :-)

Toix

060Der nächste Tag war perfekt für uns. Das Wetter ein klein wenig nass am Morgen, so dass wir sehr, sehr ausgiebig frühstücken konnten. Danach eine kleine Aufheiterung und gegen späten Nachmittag wieder Regen. So die Vorhersage. Uns taten die Beine vom Vortag schon ein bisschen weh und so wurde Toix als Ziel gewählt. Zustieg ca. 50m. Toix liegt bei Calpe und ist ein wunderbarer Felsriegel ein Stückchen über dem Meer, mit Sicht auf den Penon de Ifach. Dem „Zuckerhut“ von Calpe.
Die Routen sind gut abgesichert, die Schwierigkeiten sind meist im unteren Bereich bis ca. VI. Dort kann man sich einen wunderbaren Tag lang ganz gut vergnügen. Das Meer rauscht unter einem (Achtung- die Verständigung wird dann schnell schwierig), die Macchia duftet und der Fels liegt schön in der Sonne. Es war ein prima Tag zum Ausruhen.

Penon de Ifach

056Das Wetter sollte an unserem dritten Tag stabil gut werden. Auf mein Drängen hin, stand damit der Penon de Ifach auf dem Plan. Der große Felsklotz vor Calpe, direkt aus dem Meer aufsteigend, war schon im vergangenen Jahr eines unserer Ziele gewesen. Sehr alpin, sehr abgespeckt und zumindest für uns ein ganztägiges Unternehmen. Elmar hatte als Route die Diedre USBA (V) ausgesucht und mir abends die Führer zur Vorbereitung gegeben. Vielleicht hätte ich besser zuhören sollen, aber ich bereitete mich auf die Direkte USBA (V) vor. Gemerkt haben wir das erst am Fels, als die Diedre besetzt war. Es gab ein kleines Hin und Her, dann einigten wir uns auf die Direkte USBA. Die war (fast) frei. Die erste Seillänge wird mit zwei anderen Routen geteilt. Daher standen hier schon zwei Seilschaften an. Aber keiner wollte in unsere Route. Als uns die einheimischen Kletterer fragten, wo wir hin wollen und wir unser Ziel angaben, waren sie etwas erstaunt. Direkte USBA? So was solls hier geben? An dieser Stelle hätten wir schon misstrauisch werden müssen. Wenn Einheimische so eine Route gleich gar nicht auf dem Plan haben, stimmt da sicher was nicht. Aber stattdessen stiegen wir frohgemut ein. Nach einer schönen ersten Seillänge ging es dann schon los. Ich hing an einer zwar gut abgesicherten, aber spiegelblanken Platte. Nach ein paar Versuchen hing ich Schlingen ein und stieg dann daran hoch. Elmar ging es beim Nachsteigen nicht besser. Und seine nächste Seillänge war zwar nicht ganz so extrem, aber auch nicht viel besser. V war das nicht mehr. Danach kam eine „deutlich anhand der Sicherungen erkennbare“ Querung zu einer der Hauptrouten zurück. Von den angeblich vorhandenen Sicherungen entdeckte ich dann eine zerfledderte irgendwo in den Büschen. Die Route ist in der Rissquerung komplett zugewachsen. Man kann außen herum gehen (so wie ich), mit vielen Nerven, da man fast nie Halt hat, oder einfach in die Büsche steigen (so wie Elmar) und sich die Beine blutig reißen. Maccia ist sehr hart und unangenehm.
Danach war das Abenteuer jedoch vorbei. Wir waren wieder auf der Hauptkletter-Route. Die letzten drei Seillängen sind wunderbar. Jede hat noch mal die ein oder andere ausgesetzte oder knifflige Stelle. Den Aus- und Abstieg kannten wir schon, hier mussten wir nichts mehr suchen und bummelten entspannt nach unten.
Die Entscheidung, den Ifach so schnell anzugehen war richtig. Denn am nächsten Tag regnete es.

Mascarat

066Das Wetter hatte sich leicht beruhigt. Wolkig, aber ohne viel Wind und vor allem kein Regen. Das genügte uns um loszuziehen. Es ging nach Mascarat, das liegt zwischen Albir und Calpe. In ein System von Bergen und Schluchten wurden Tunnels für Straßen und Züge gebaut. Und dazwischen verlaufen wunderbare Kletterrouten. Der Ausblick gigantisch. Entweder zwischen den Schluchten hindurch in die Berge oder hinaus aufs Meer. Unsere Route hatten wir im Vorjahr bereits durchstiegen und kannten die Schlüsselstellen und den Verlauf. Da wir dem Wetter nicht recht trauten, entschieden wir uns für etwas Bekanntes. Die Route verläuft durch Sinter und Wasserrillen und ist sehr abwechslungsreich. Ein etwas schwieriger Riss, eine lange Querung, in die man nicht zu hoch einzusteigen sollte und bei der man alle Sicherungen gut verlängern sollte (sie geht nach der Querung noch ca. 20m nach oben) und dazwischen bestes Klettergelände.

Echo Valley

Dieses Gebiet hatte uns im Vorjahr schon einige Abenteuer beschert. Die dort eingerichteten Routen waren durch weg deutlich schwerer als angegeben (hierüber haben sich schon mehr aufgeregt) und die mit Bandschlingen eingerichteten Stände hatten Eichhörnchen sauber abgetragen :-)
Aber dieses Jahr standen andere Routen an. Zwei 3-4-Seillängenrouten im IV bis V. Grad. Das sollte ja zu schaffen sein. Nun, Elmar und ich werden nicht umsonst das A-Team genannt.
Bereits der zweite Stand der ersten Tour war weit weg von dem beschriebenen Ort. Da dort auch nichts eingerichtet werden konnte, mussten wir ihn überspringen. Danach ging es dann in die letzte Seillänge. Elmar ächzte irgendwo über mir. Nach sehr langer Zeit kam ein erschöpftes „Ich hab jetzt Stand“ durchs Funkgerät. Elmar hatte eine Route quer in einem Überhang gewählt, in der ich mich nur an den Händen in einer Rille hangelnd, die Füße baumelnd in der Luft fortbewegen konnte. Mit ein wenig mehr Körperlänge hätte ich ein Stückchen unter mir auf einem Band zumindest ein wenig balancieren können. Keine Ahnung, wie Elmar das geschafft hat. Beim Abstieg erwischten wir die falsche Abseilöse. Ich landete auf einem Vorsprung. Nach kurzer Erkundung sah ich, dass das Seil nicht nach unten reicht. Nur: da wo ich stand, gab es nicht außer dem Vorsprung und einer glatten Wand. Ich gab Elmar durch, noch zu warten. Es kam keine Antwort. Dafür kam Elmar bereits gut gelaunt heruntergeseilt. Die Batterien seines Funkgerätes waren leer und er hatte nur die Seilentspannung als Zeichen für Nachkommen genommen. Da standen wir. Elmar scoutete schließlich nach rechts und fand eine passable Abseilstelle. Ich querte hinterher. An sich war dies eine sehr schöne Tour – zumindest haben wir aus dem Teil alles rausgeholt, was nur ging. Dafür hatten wir uns eine lange Brotzeit verdient. Bei leckeren Schinkenbroten sahen wir noch mal in den Führer. Wo auch immer Elmar eingestiegen war: dort verlief keinerlei Route :-)
Die zweite Tour war erstaunlich problemlos: Schön zu gehen und eine kniffelige Ausstiegslänge. Perfekt!

Die verbliebenen Tage regnete es. Elmar arbeitete ein bisschen am Laptop im Hotelzimmer, ich wanderte im nahe gelegenen Nationalpark auf einem reizvollen Grat weit über dem Meer.
Am Abreisetag wollten wir noch in Sax klettern gehen. Zielsicher entschieden wir uns zum falschen Felsen hoch zu steigen. Also wieder runter und am besten über die Feldwege abkürzen. Schließlich ging abends der Flug und wir hatten nicht allzuviel Zeit. Tja, die Abkürzung. Es ging zumindest ein paar Meter gut. Dann fuhren wir in eine Sandkuhle und „strandeten“ beim wieder hochfahren. Und so verbrachten wir den letzten Tag eine Weile mit Auto aus dem Sand ausgraben, was eine durchaus befriedigende Tätigkeit ist. Zumindest hatten wir viel Spaß dabei. Als das Auto sich wieder bewegte, waren wir uns einig: wir tauschen das Klettern gegen einen gemütlichen restlichen Nachmittag in einem Café mit Waffeln, Vanilleeis und Kaffee. Und genau das haben wir auch gemacht.

Die Klettergebiete nördlich von Alicante lohnen sich gerade im Spätherbst gut zum Klettern. Für Hotel (Hotel Albir Playa and Spa ****) mit HP in Einzelzimmern, Flug und Mietwagen haben wir für 10 Tage etwa 650Euro bezahlt. Das ist wirklich gut. Sofern die Sonne scheint kann man gut im T-Shirt und kurzen Hosen klettern. Die Felsen sind nach Regen schnell wieder trocken. Für den Sommer ist es hier jedoch zu heiß.