Klettern an den Gelmerhörnern vom 30.09. bis 03.10.2011

pictures_by_Sebastian_Suk_011_Foto_02_10_11_16_37_17Bei bestem Wetter ging es zum Ende der Klettersaison noch hoch hinauf. Ziel waren die Gelmerhörner, Basis war die Gelmerhütte auf 2412m. Der 3-stündige Zustieg zur Hütte lässt sich mit der steilsten Bahn der Welt um eine ganze Stunde verkürzen – wenn man rechtzeitig zu den Betriebszeiten ankommt. Wir erwischten die letzte Fahrt. Und das war gut so. Denn wir mussten zu zweit je eine volle alpine Kletterausrüstung inklusive unseres normalen Gepäcks hoch schleppen. Eine geschickte Gepäckaufteilung bei insgesamt sechs Kletterern, die aus unterschiedlichen Städten (Frankfurt, Wiesbaden, Heidelberg und Stuttgart) zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlichem Ausrüstungsstand anreisen. So teilten sich vier Leute zwei Ausrüstungen und Sebastian und ich je ein Komplettsortiment. Nun, das Abendessen hatten wir uns auf jeden Fall verdient.

pictures_by_Sebastian_Suk_015_IMG_1085Der Zustieg zur Gelmerhütte lohnt allein schon wegen des Weges. Vorbei an einem lagunenblauen See, der eher den Eindruck von Südsee als von alpinem Gelände vermittelt. Hinter dem See geht es dann stet bergan. Der Weg ist sehr gut instand gehalten und perfekt markiert. Er ließe sich auch gut nachts finden. 

Die Gelmerhütte ist sehr gemütlich und erstaunlich luxuriös eingerichtet. Es gibt heißes Wasser an Waschbecken und in den Duschen. Sämtliches Gepäck wird in großen Regalen in einem Vorraum abgestellt, so dass in den Matratzenlagern nichts herumsteht und auch nichts raschelnd gekramt werden muss. 

Als Verpflegung gibt es Halbpension, abends gibt es drei leckere Gänge zum satt essen. Auch, wenn es am Berg mal ein wenig später wird und die Essenszeiten eigentlich streng geregelt sind- der Hüttenwart lässt seine Schäfchen natürlich nicht verhungern. 

Neben vielen Tourentips durch Walter Schläppi, den Hüttenwirt, kann man dort auch detaillierte Kletterführer aus dem Gebiet erhalten. 

pictures_by_Sebastian_Suk_009_IMG_1070Das Klettergebiet der Gelmerhörner ist vielseitig. Es gibt perfekt abgesicherte Klettergärten, mit meist Ein- bis Zweiseillängentouren in allen Schwierigkeitsgraden. Alle durch kurzen Zustieg von der Hütte aus erreichbar. Es ist für alle etwas dabei. Anfängerrouten in leichten Graden, meist Reibungskletterei, zum Üben und Einstieg in die Mehrseillängentechnik. Plattenschleichen in der Senkrechten („Hält das wirklich?“) und wunderschöne Rissklettereien für die Fortgeschrittenen. Die Route „Morgensunne“ mit ca. 10 Seillängen, Schwierigkeiten 3b bis 4c ist auch für Anfänger im Alpinen gut geeignet, da der Ausstieg jederzeit möglich ist. Durchsteigt man sie ganz und überwindet dann in ca. 30 min noch einige Felsblöcke, gelangt man auf den Gipfel der Gelmerspitze. Im Gegensatz dazu hat die Route „Dornröschenschlaf“ deutlich alpineren Charakter und ist mit 5c bewertet. Ein Teil der insgesamt 300m in 9 Seillängen muss selbst abgesichert werden. Die Route ist wunderschön und hat besten Fels. Die Routenführung im Aufstieg ist meist, allerdings nicht immer, eindeutig, beim Auffinden der Abseilstellen und die Abseilrouten selbst verlangen jedoch schon alpine Erfahrung und guten Orientierungssinn. 

pictures_by_Sebastian_Suk_018_SES_2944Uns hat es dort großartig gefallen. Leider war die Zeit sehr kurz. Am Abreisetag stiegen wir früh ab und entkamen so der Mittagshitze, die uns mit dem schweren Gepäck sicher keinen Spaß gemacht hätte. Stattdessen besichtigen wir von oben noch den großen Staudamm, fuhren mit der steilsten Bahn der Welt wieder nach unten (die Fahrt ist wirklich ein Erlebnis) und kletterten anschließend noch gemütlich eine schöne Mehrseillängen-Plattenschleicher-Route im Klettergarten am Räterichsbodensee. 

Wir konnten in den paar Tagen nur einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Routen an den Gelmerhörnern gewinnen. Ein weiterer Ausflug dorthin lohnt sich in jedem Fall. 

Galerie